Leya Wüllner
von Franziska Judith Jürgens
Ein verregneter Sonntagnachmittag, irgendwo auf einem Parkplatz, irgendwo in Münster. Es macht „rumms“, dann ist um mich alles dunkel. Als sich eine Minute später der Kofferraum wieder öffnet, steht Leya grinsend über mir, im gelben Regenmantel, und knotet vorsichtig die Seile los, mit denen ich zu einem kleinen Paket zusammengeschnürt bin.
An diesem Sonntagnachmittag habe ich glaube ich erst richtig verstanden, was genau Leya Wüllners Kunst eigentlich ist. Klar, nach fast einem Jahr im gleichen Atelier kennt man sich, aber erst, wenn man gefesselt im Kofferraum ihres geliebten, vielleicht etwas klapprigen VW Polos liegt, fängt alles an, sich zu einem großen Ganzen zusammenzukommen.
Ich sollte aber vorne anfangen. Leya Christin Wüllner. Das ist zuerst einmal schwarz, viel schwarz. Aber kein trauriges Schwarz, sondern ein romantisches, ganz nach Grufti-Manier nettes Schwarz. Das ist Nick Cave, Depeche Mode, The Cure uns Siouxsie Sioux And The Banshees. Leya Christin Wüllner – das ist Liebe zu ihrem Polo, zum Ruhrpott, zu allem, was vielleicht ein bisschen dreckig, ein bisschen verpönt und ein bisschen nebensächlich scheint. Die Muttergottes als Bauarbeiterin in Warnweste zeigt, mit welchem Können Leya mit Farbe und Pinsel umgeht. Die „Talking Lines“ lassen die Gedanken einer sensiblen, mutigen jungen Frau offenbar werden, die kein Problem damit hat, über ihre Ängste zu sprechen und sie dir ganz klar direkt vor die Nase zu malen. Und dann natürlich das Auto. Egal, ob ich in diesem Auto oder das Auto selbst in schönen Knoten eingewickelt und gefesselt wird, es zum Heiligen erklärt wird oder Leya selbst in der Dusche das Auto wird – es kommt immer wieder angefahren und will, dass man einsteigt. Also. Anschnallen nicht vergessen, wir fahren los. Und Leya hinter’m Steuer.