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Franziska Judith Jürgens

von Carolina Graeff-Martinez

Franzis Arbeit schreit und dein Tinnitus klingt nach Staat-Nation-Kapital-Scheiße.

Franzis Arbeit ist die Wiederauferstehung der Autor*in, ein reversal des death of the author.

Franzis Arbeit packt deine Augenlider, sanft, steckt Streichhölzer dazwischen und gebietet dir zu schauen – auf sie, aber eigentlich auf dich.

Es ist ein Gefühl von Beklemmung, eine Schlinge, die sich um deinen Brustkorb legt, aber zuziehen tust du selber. Was wühlt dich auf, was ohrfeigt dich? Du fühlst dich verraten, weil das Versprechen nach Ruhe nicht eingelöst wurde, weil hinter dem, was sich Meditation nennt, eigentlich ein Moshpit steckt. Eingehüllt in Schichten von Stoff wirst du die Sorge nicht los, dass sich eine Sticknadel durch deinen Kokon gräbt, ohne Vorwarnung.

Franzis Arbeit fühlt sich nach einem Imperativ an, nach dem Verbot erneut Luft zu holen, wenn der letzte Zug schon längst verbraucht ist, du nimmst dein Schlucken als obszön laut wahr, und dieses Bewusstsein für Speichel, der deine Kehle benetzt, ist zu viel, ist zu menschlich. Kehle, lateinisch gula, lässt sich auch als Völlerei übersetzen – Bacchanal, Gelage, Orgie – sich mit Franzis Kunst auseinanderzusetzen bedeutet sich überschwemmen zu lassen, auf radikale Weise, das Urvertrauen an der Wurzel gepackt – und ausgerissen.

Ihre Kunst lässt sich nicht in Aufzählungen kondensieren, in platte Aneinanderreihungen von Themen und Konzepten, Franzis Arbeit ist vielfach geschichtetes Gefühl, geformt in seiner eignen Sprache, fest verankert in Intertextualität, sitzt vermummt am Grab von Valerie Solanas.

Franzis Kunst ist ein Schlagring.