Sierra Diamond

von Franziska Judith Jürgens

Sierra Diamond steht im Raum und sieht aus wie eine Opernsängerin in ihrem roten Jumpsuit aus Samt. Mit fester Stimme und bedachtem Blick lässt sie vier andere Menschen die selbe Geschichte wieder und wieder erzählen, die Rollen tauschen und nimmt selbst Rollen ein. Kreisverkehr.
Sierra Diamond beginnt ihre Ausbildung zunächst als Bildhauerin in Chico, Kalifornien. Schon hier zeigen sich Elemente ihrer Arbeit, die sich auch heute immer wieder finden lassen, wenn auch subtiler oder als Anspielung auf vergangene Arbeiten: die ungebrochene Faszination mit der Farbe rot zum Beispiel – Sierra ist selten ohne mindestens ein rotes Kleidungsstück anzutreffen. Aber auch das systematische Ordnen ist immer wieder Thema: egal, ob sie vor Publikum ihren eigenen Desktop (der übrigens als Hintergrund einfach eine rote Fläche hat) aufräumt oder eine Geschichte drei mal 12 mal erzählt, um sie endlich gehen lassen zu können. Formelhaft, aber auf keinen Fall kalt. Im Gegenteil: Sierras Arbeiten erwecken den Anschein eines Glühens, gebieten eine gewisse Aufmerksamkeit, mit der man sich ihr nähern sollte. Nicht kühl, weil sie so warm sind wie ein Körper, der seine Geschichte erzählt. Warm wie ein Körper, der mit sich selbst Backgammon spielt. Warm wie Rot.